Das weltweit einzigartige Kunstevent wird am 16. August im Forstrevier am Böllenfalltor eröffnet – Bis 28. September zeigen 21 Künstlerinnen und Künstler aus zwölf Ländern Installationen, Aktionen und Performances – Zutritt frei, am Wochenende öffentliche Führungen – Rahmenprogramm für Erwachsene, Kinder und Familien

Darmstadt, 6. August 2014. Die Holzhütte stammt aus dem Baumarkt. Ihre Türen sind weit geöffnet, der Betrachter entdeckt ein Sammelsurium ganz unterschiedlicher Gegenstände: einen Gartenrechen, einen Wandspiegel, Äste, einen kleinen Kuschelhund – Dinge, die im Wald gefunden oder von Besuchern mitgebracht und von den Künstlern katalogisiert wurden.

Über der Eingangstür liest man drei Wörter: Hund, Holz, Hütte. In viele Sprachen übersetzt, wiederholen sie sich handschriftlich auf allen vier Wänden. An der Seite führt ein rosa Strick vom Häuschen zu einer Wasserschüssel, die daran befestigt ist. Ein Hund kommt vorbei, ignoriert das Wasser, freut sich aber über den Pflock neben der Hütte, der für ihn und seine Spezies eingeschlagen wurde, hebt das Beinchen und hinterlässt seine Duftmarke.

Piet Trantel steht in der Tür und schaut belustigt zu. So hat er es sich vorgestellt, als er zusammen mit Michael Raabe und Brigitte Raabe-Stephan die Installation Hund, Holz, Hütte entwarf. Die Hütte, die dem Wald zurückgibt, was sie ihm in Form des Holzes einst entnommen hat, sieht der in China lebende Künstler dabei lediglich als Werkzeug, als Mittel zum Zweck. Sein Ziel ist die Interaktion mit den Menschen und der Natur. Seine Kunst will keine Einbahnstraße sein, sondern ein Angebot zum Austausch von Gedanken und eine Einladung zum Handeln.

Hund, Holz Hütte ist ein Beitrag von 16 Installationen und sechs Aktionen des 7. Internationalen Waldkunstpfades in Darmstadt, der am Samstag, 16. August, um 15 Uhr im Forstrevier am Böllenfalltor auf der Ludwigshöhe eröffnet wird. Bis zum 28. September lädt der 2,6 Kilometer lange Rundweg ein, Kunst ganz beiläufig bei einem Waldspaziergang zu entdecken – mal offenbart sie sich direkt am Wegesrand, mal findet man sie eher zufällig, mal sind es kraftvolle Werke wie für die Ewigkeit gemacht, mal filigrane, im Moment ihren Zauber entfaltende Gespinste. An der vom Verein für Internationale Waldkunst e. V. veranstalteten Biennale, für die Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch die Schirmherrschaft übernommen hat, nehmen in diesem Jahr 21 Künstlerinnen und Künstler aus zwölf Ländern teil. Zur Ausstellung gibt es ein attraktives Begleitprogramm.

Mit dem Internationalen Waldkunstpfad darf sich Darmstadt eines Kunstevents der Extraklasse rühmen. Diese Ausstellung ist einmalig auf der Welt, sagt der in Kanada lebende Naturkunst-Experte und Buchautor John K. Grande, der selbst als Künstler mit einer Performance namens World Walk teilnimmt. Er sieht das Besondere unter anderem in dem zusammenhängenden Waldstück, das rege von den Bürgern für Spaziergänge, zum Ausführen der Hunde und als Rückzugsort genutzt wird. Andernorts finde als Landart bezeichnete Kunst in der Natur oft an extra dafür geschaffenen Plätzen oder gar fern der Menschen in der Wüste statt. Auch gebe es diese Vielfalt, wie sie in Darmstadt zu sehen ist, eher selten.

Die hohe Qualität der Kunstwerke trägt nicht minder zum weltweiten Ruhm des Darmstädter Waldkunstpfades bei. Ute Ritschel, die rührige, erst jüngst von der Stadt Darmstadt mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung für verdienstvolles berufliches Wirken zum Wohle der Stadt ausgezeichnete Kuratorin, sucht die teilnehmenden Künstler mit Sorgfalt aus: Sie müssen sich einen Namen gemacht haben und internationale Erfahrung mitbringen. Hinzu kommen weitere Kriterien wie ein ausgewogenes Verhältnis von männlichen und weiblichen Teilnehmern und eine breite Vielfalt aus Installationen und Performances oder aus vergänglicher und bleibender Kunst. Wichtig ist ihr auch, dass die Kunstwerke am Platz entstehen und nur natürliche Materialien wie Holz oder Pflanzen verwendet werden. Den letzten Ausschlag bei der Zusammensetzung der Teilnehmerliste aber gibt ihr Bauchgefühl. Was sie machen, muss mir gefallen, sagt die Theaterwissenschaftlerin, Anthropologin und Waldkunstexpertin. Vor zwölf Jahren rief sie das Darmstädter Waldkunstprojekt ins Leben und exportierte es inzwischen auch nach Wisconsin/USA und China.

Zum diesjährigen Leitmotiv Kunst-Biotope fanden die Künstler schnell Zugang. Es ist ein künstlich entstandener Begriff, aber inzwischen verwenden ihn alle so selbstverständlich, als habe es den Begriff schon immer gegeben, schmunzelt Ute Ritschel. Gemeint ist der gemeinsame Lebensraum von Künstlern und Natur, in dem durch Verschmelzung Neues entsteht.

Zu ganz unterschiedlichen Arbeiten hat der Begriff die Künstler inspiriert. Die Italienerin Valeria Codara will der Natur in geflochtenen Nestern Wärme und Geborgenheit geben. Bob Budd aus Großbritannien konserviert den Wald symbolisch in einer mit Dachpappe überzogenen Hütte. Rumen Dimitrov, Bulgarien, rodete ein Stück Waldes für seine aus fünf Baumstämmen entstandenen Hängenden Gärten. Die Schwedin Marie Gayatri schuf auf dem Goetheteich ein kleines Paradies. Kaidin M. Lehouelleur, gebürtige Vitetnamesin, die im westafrikanischen Staat Elfenbeinkünste aufgewachsen ist und dort lebt, beeindruckt mit der begehbaren Torkonstruktion Forest Gate.

Aus Weiden lässt der Österreicher Alois Lindenbauer Boote wachsen. Thomas May aus Deutschland bringt wachsende Kleinbiotope miteinander in Berührung und nennt dies bioutopic unit. Die quirlige Linda Molenaar aus den Niederlanden verwandelt sich in ihrer Performance in eine Hummel, Waltraud Munz (Deutschland) setzt verschwundenen Pflanzen mit farbigen Präsentbändern ein Denkmal, das in Frankreich lebende Künstlerpaar Margrit Neuendorf/Olivier Huet tauscht Pflanzen von anderen Stellen der Stadt mit denen des Waldkunstpfades und nennt dies Pfröpflinge im Biotop. Seegestöber, das Projekt des deutschen Teilnehmers Lutz Nevermann, entlockt dem Goetheteich unbekannte Klangwelten. Tim Norris (Großbritannien) schafft mit seinem Habitat einen Raum der Versammlung und Begegnung. Ri Eung Woo, Künstler aus Korea und Präsident des dortigen Naturkunstprojektes Yatoo in Gonjiu, will mit seinem Friedensrad Big Wheel ein Zeichen für Freundschaft zwischen den Ländern setzen. Käthe Wenzel (Deutschland) lädt mit den Knochenvögeln zum In-die-Luft-gehen ein. Torsten Grosch und Haike Rausch (Deutschland) schließlich bringen mit Moss visitors from outer space ihre Idee zum Ausdruck, dass alles Leben aus Moosen entstanden ist.

Mit Bedacht wählten Ute Ritschel und der Künstler und Co-Kurator Roger Rigorth die Plätze aus, an denen die jeweiligen Kunstwerke ihrer Meinung nach am besten zur Geltung kommen. Dort und im Internationalen Waldkunstzentrum hatten die Künstler in einem dreiwöchigen Symposium Zeit, ihre Ideen Gestalt werden zu lassen – eine in der Szene ungewöhnlich lange Zeit. Ute Ritschel: Die Künstler sollten ruhig an die Arbeit gehen können und sich nicht gehetzt fühlen. Während des Symposiums hatten Interessierte Gelegenheit, bei drei sogenannten Mittwochsforen die Waldkunstpfadteilnehmer und ihre Konzepte kennen zu lernen. Im Wald selbst schauten Spaziergänger den Künstlern interessiert bei der Arbeit zu und ließen sich diese gerne erklären, wozu sich die Künstler stets Zeit nahmen.

Vertiefende Einblicke in die Waldkunst bietet der Veranstalter auch während der Ausstellung, die sich zwischen Böllenfalltor, Goetheteich und Ludwigshöhe im Stadtteil Bessungen erstreckt. Ein attraktives Begleitprogramm hält Angebote für Erwachsene, Kinder und Familien bereit. Dazu zählen sechs sogenannte Geführte Vorträge, bei denen Wissenschaftler und Spezialisten ihr Fachgebiet mit einzelnen Kunstwerken verbinden. Der Nachwuchs lernt den Waldkunstpfad an den Wochenenden bei Workshops und speziellen Kinderführungen kennen. Außerdem können die Youngsters beim Theaterstück Ronja Räubertochter mit Ronja und ihren Gefährten im Wald spannende Abenteuer erleben – Premiere ist am 6. September. Nicht weniger aufregend wird es sicherlich bei der Taschenlampenführung zum Thema Nachtschwärmer im Kunstbiotop – hierzu trifft sich Groß und Klein am 20. September um 20 Uhr am Infostand.

Der Infostand hinter dem Parkplatz des Waldkunstpfades (erreichbar von der Klappacher Straße, dem Schild Waldkunstpfad folgend) ist das organisatorische Herz der Ausstellung vor Ort. Samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr versorgen dort freiwillige Helferinnen und Helfer die Besucher mit Lageplänen (Stück 3 Euro), verkaufen Kaffee und Kuchen und bieten jeweils um 15 Uhr öffentliche Führungen an (pro Person 5 Euro). Wer all dies nicht braucht, kann den Waldkunstpfad ganz nach persönlichem Geschmack zu jeder Tageszeit und kostenfrei genießen.

Dass es den Waldkunstpfad überhaupt gibt, ist nicht zuletzt zahlreichen Sponsoren, Förderern und Unterstützern zu danken, die die Finanzierung ermöglichen und mit freiwilligen Leistungen zum Gelingen beitragen. Zu den Geldgebern zählen unter anderem der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, die Wissenschaftsstadt Darmstadt, das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der Kultursommer Südhessen, die HSE-Stiftung, die Bürgerstiftung Darmstadt, die Software AG Stiftung, das Unternehmen Merck, die Sparkasse Darmstadt, die Gesellschaft HEAG Kulturfreunde Darmstadt sowie eine stattliche Anzahl mittelständischer Unternehmen der Region. Weil aber zwischen Einnahmen und Ausgaben noch immer eine vierstellige Lücke klafft ist der veranstaltende Waldkunstverein für jede weitere Unterstützung dankbar. Dies kann geschehen durch den Kauf der angebotenen Leistungen vor Ort, durch die Buchung von Führungen (öffentlich oder private Gruppen) und Veranstaltungen sowie durch Spenden.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Waldkunstverein für den 7. Internationalen Waldkunstpfad den Landesbetrieb Hessen Forst, Forstamt Darmstadt, den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, die Veranstaltung Architektursommer Rhein-Main und das Waldkunstprojekt Yatoo Nature Art Korea als Kooperationspartner gewinnen konnte.

Weitere Informationen und das genaue Programm gibt es im Internet unter www.waldkunst.com oder gedruckt am Infostand des Waldkunstpfades, im Internationalen Waldkunstzentrum in der Ludwigshöhstraße 137 und im Ticketshop Darmstadt am Luisenplatz.

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Weitere Informationen für die Presse

Verein für Internationale Waldkunst e. V.
Ute Ritschel, Kuratorin
Internationales Waldkunst-Zentrum (IWZ)
Ludwigshöhstraße 137, 64285 Darmstadt
Tel. 06151 7899537 oder 714612
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Web www.waldkunst.com
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